Nach Kriegsende, ab 1946, haben Gemeindemitglieder und einige „Displaced Persons“ (ehemalige Zwangsarbeiter) die Kirchenruine entschuttet, die Trümmerbacksteine aussortiert und gereinigt. „Jeden Samstag arbeiteten 10-15 Männer mit Pickel, Schaufeln und Schubkarren, um erst einmal den Schutt aus der Kirchenruine zu beseitigen. An den Wochentagen bis meist Samstag nachmittags buddelten Frauen und Kinder Backsteine aus dem Schutt, säuberten sie und schichteten sie“ (Oskar Loy, undatiertes Typoskript, im Pfarrarchiv). Damals wurde unter anderem die Aufstellung einer Kirchenbaracke erwogen. Einen Grundstock für den Aufbau der Kirche bildete dann der deutschlandweit organisierte Verkauf von Schriften Pfarrer Loys (besonders erfolgreich: „Die Frau, die deine Mutter war“). 1947 sprengte man das auch zu Gemeindezwecken genutzte Vordergebäude, wodurch der zurückliegende Kirchenbau von der Kidlerstraße aus überhaupt erst sichtbar wurde.
Himmelfahrtskirche München, Obergaden, Foto: Kai KappelOberbaurat Fritz Zeitler, Sohn des ersten Architekten der Himmelfahrtskirche, hat bei dem Aufbau der Himmelfahrtskirche aus der Not eine Tugend gemacht. Unter Benutzung der stehen gebliebenen Grundmauern und unter Verwendung von Trümmerbacksteinen entstand ein würdevoll-schlichter, materialehrlicher Kirchenbau mit 500 Sitzplätzen und 100 Notsitzen (Abb. rechts: Obergaden aus Trümmersteinen). Die Kirchenfassade hat man unter Verwendung von Trümmersteinen des Vordergebäudes weitgehend neu gebaut. Sie ist mit ihren wenigen Fenstern und einigen ornamental vermauerten Backsteinen (Darstellungen von Sonne und Mond) von großer Geschlossenheit. Angeblich stammen die hellen Blöcke des Kirchenportals von Bauten der NSDAP; sie wären dann gewissermaßen „sakralisiert“ worden.
Himmelfahrtskirche München, Altarraum der Nachkriegszeit1948 war das Hauptschiff der Kirche provisorisch wiederhergestellt. Allerdings wurden die Seitenschiffe zu den bis heute sichtbaren Rundbogenblenden abgemauert. Dahinter befanden (bzw. befinden) sich Jugendräume, Konfirmandensaal, Mesnerwohnung und Amtszimmer. Der Kirchenraum wurde erhöht, die Obergadenfenster nun rundbogig gestaltet. Den Raumabschluss bildet seither eine hölzerne Kassettendecke, die an einem Stahltragwerk aufgehängt ist. Der Chorbogen wurde verkleinert, die Kanzel in dessen Öffnung verlegt. Im Chorraum befand sich nun ein Tischaltar, dahinter das großformatige, 1897 entstandene Himmelfahrtsbild Fritz von Uhdes (Abb. links). Das zur Entstehungszeit hoch umstrittene Gemälde ist eine Leihgabe der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen; es hängt heute an der Nordwand des Kirchenraums.
Die Himmelfahrtskirche wurde seit Ende 1950 wieder genutzt. Von der damaligen Atmosphäre berichtet Pfarrer Loy: „Unvergeßlich wird uns der Weihnachtsabend des Jahres 1950 bleiben. Unsere Kirche war im Rohbau erstellt. Alles war provisorisch. Kanzel und Altar - Lattengestelle mit Tuch überzogen. Der Raum bitterkalt, nur von Christbaumkerzen und den Lichtern auf den Latschenbäumen vor den kahlen Wänden erhellt. Alles in allem: Die Armut des Stalles von Bethlehem – die Armut einer christlichen Gemeinde in der damaligen Zeit. Wir haben in den späteren Jahren manches Weihnachtsfest im wohl fertiggestellten und recht behaglichen Kirchenraum gefeiert, aber der innere Glanz des Weihnachtsfestes 1950 hat sich nicht wiederholt“ (Oskar Loy: 40 Jahre Himmelfahrtskirche Sendling, Typoskript von 1960, im Pfarrarchiv). Die Himmelfahrtskirche konnte erst gut zwei Jahre später, am 1. März 1953, eingeweiht werden.
Himmelfahrtskirche in München, Glasfenster im Gemeindesaal, Foto: Kai KappelSeit 1954 befand sich auf der hölzernen Westempore eine Orgel der Münchner Orgelbaufirma Leopold Nenninger. Auch in den weiteren 1950er und in den 1960er Jahren gab es immer wieder bauliche Veränderungen: 1955 entstand das Tympanonrelief des Portals, eine vielfigurige Darstellung der Himmelfahrt Christi (Abb. Seitenanfang). 1959 wurde im südlichen Seitentrakt die Taufkapelle neu eingerichtet, wobei man dort ein rundes Glasfenster mit einer Darstellung Johannes des Täufers einbrachte (Abb. links). Dessen Künstler war Traugott Scholz; das Fenster befindet sich heute im großen Gemeindesaal.
Oberbaurat Fritz Zeitler errichtete 1963-64 auch den campanileartigen Glockenturm an der Kidlerstraße - Gedenkstein/Brunnen vor der Himmelfahrtskirche in München-Sendlingeine schlanke Stahlbeton-Skelettkonstruktion mit Backsteinausfachung. Im Erdgeschoss dieses Turms legte man eine Gedenkkapelle für die Gefallenen beider Weltkriege an. 1988 wurde dieser Gedenkort auf den Kirchenvorplatz verlegt und das inhaltliche Konzept geändert. Gedacht wird seither der "Opfer von Krieg und Gewalttat" und damit implizit auch der Toten des Bombenkriegs und der Opfer des Nationalsozialismus. Selbst die Materialwahl des Gedenksteins drückt dies aus: Der gespaltene, als Brunnen eingerichtete Granitblock (Abb. rechts) stammt aus Flossenbürg, dem Ort eines großen Konzentrationslagers. Die künstlerische Gestaltung oblag dem Bildhauer Stefan Schumm; bei der Einweihung äußerte Pfarrer Schmidt: "Steine werden schreien, wenn der Mensch versagt".
Himmelfahrtskirche in München, Innenraum, Foto: Kai KappelZwischen 1988 und 1992 kam es zu einem ambitionierten Umbau der Kirche und dem Anbau eines modernen Gemeindezentrums aus Stahl und Glas (Architekt Hansjürg Zeitler mit Ricco Johanson). Seit 1993 versammelt sich die Gemeinde nicht mehr linear nach Osten gewendet, sondern durch eine zentrierende Gestühlanordnung (Segmente eines Ovals) um das Taufbecken, das Lesepult und den Altartisch. Taufe, Wortgottesdienst und Abendmahl finden somit inmitten der Gemeinde statt. Anregend hierfür waren der Umbau von St. Johannes in München-Haidhausen (1983) sowie die räumliche Disposition von St. Laurentius in München-Gern (1955), die von der Liturgischen Bewegung geprägt ist. Auch der zeitgenössische katholische Kirchenbau kennt vergleichbare Anordnungen des Gestühls, den sog. Communio-Raum. Tatsächlich findet sich in der Himmelfahrtskirche östlich des Altares eine Priesterbank, die jedoch im Gottesdienst kaum ein Rolle spielt, denn die Pfarrerin bzw. der Pfarrer tritt aus der Gemeinde heraus an den Altar. Idealiter umgibt die Gemeinde an drei Seiten das liturgische Zentrum, schließen Kirchenchor und Orgel den Ring der feiernden Gottesdienstgemeinde. Am 26. Juni 1994 ist im einstigen Chorraum die großformatige Orgel der Bautzener Orgelfirma Eule (33 Register, 2345 Pfeifen) festlich eingeweiht worden.
Turmsanierung 2006-2009: Gut 40 Jahre nach seiner Errichtung zeigte der freistehende Turm ab Januar 2006 deutliche Schäden. Vor allem an der Westseite fielen Ziegelteile herunter auf den Gehsteig und den Kirchenvorplatz. Mit bloßem Auge waren herausgebrochene Ziegel und korrodierte Bewehrungseisen zu sehen, die unter der abgebröselten Betondecke hervorstachen. Ein Schutzgerüst wurde errichtet, und nach Voruntersuchungen und der Sicherung der Finanzierung wurde der Turm 2009 gründlich saniert. Abgeplatztes Mauerwerk, Risse in den Betonblenden und poröse Tropfkanten wurden sorgfältig repariert, sämtliche Ziegel abgeklopft und ggf. ergänzt. Der Turm zeigt sich nun wieder in schlanker Schönheit mit glatter und stabiler Fassade. Die Kosten von 130.000 Euro konnte die Kirchengemeinde mit Hilfe vieler Spenden (darunter einer Großspende im Rahmen einer Erbschaft) und Zuschüsse der Landeskircheaufbringen.
Himmelfahrtskirche Sendling: Pilatus von Andreas Kuhnlein. Hinsichtlich der Ausstattung sind zwei Werke zeitgenössischer Kunst hervorzuheben: Himmelfahrtskirche Sendling: Kreuz von Sven KalbDas 1998 geschaffene Kreuz "Ecce Homo" von Sven Kalb (*1964), Abb. rechts, sowie die 2000 entstandene Holzskulptur des Pilatus von Andreas Kuhnlein (*1953), Abb. links. Bei Letzterer handelt es sich um eine Gesichts- und Körperlandschaft, die mit der Kettensäge erzeugt worden ist. Diese Skulptur entfaltet eine hohe physische Präsenz im Kirchenraum; ursprünglich war sie Teil einer Großinstallation zum Verhältnis von Mensch und Natur.